Katholischer Deutscher Frauenbund
Katholischer Dt. Frauenbund Zweigverein Dießen
Fahrt zur Landesgartenschau
nach Wangen im Allgäu am 15. Mai. Abfahrt 8.00 Bahnhof, 8.10 St. Georgen, 8.15 Wengen, 8.25 Dettenschwang. Anmeldung und Info bei Steinherr Reisen, Tel. 08807 8423

Frauenbund Dießen feiert 95. Geburtstag

Festgottesdienst und Feier im Traidtcasten

DIESSEN am Ammersee - Noch erinnern wir uns mit Freude an den 95. Geburtstag des Zweigvereins Diessen im Katholischen Deutschen Frauenbund, KDFB. Er hat mit seinem außergewöhnlichen Programm mit Festgottesdienst im Marienmünster und mit Festakt im Traidtcasten die Blicke der Diözese Augsburg – und darüber hinaus – angezogen und den Sonntag, 27. Oktober 2018 tief eingeschrieben in die Annalen der Katholischen Kirchengeschichte von Diessen.

Den 95. Geburtstag haben wir groß gefeiert, weil die Zukunft von Zweigvereinen große Aufmerksamkeit verdient, um sich verjüngend weiter zu entwickeln. Außerdem, so waren wir damals überzeugt, wisse man nicht was die Zukunft bringe. Was Corona ist, wussten wir damals alle nicht …

Nun, Emilia Müller, MdL a.D., hat im Sommer 2018 als neue Vorsitzende im Landesverband Bayern ihre Verantwortung eingebracht und gab uns die Ehre, ihres Antrittsbesuches. 

Es war ihr erster Auftritt in einem bayerischen Zweigverein, bei dem sie mit ihren modernen Ansichten und ihrer Strahlkraft beeindruckte und unser Fest adelte. 

In der Summe mit den Begleitprogrammen, darunter der Wanderausstellung über das Leben und Wirken von Ellen Ammann, der Gründerin des Bayerischen Landesverbandes im KDFB, haben wir unserem Fest Größe und Glanz verliehen. Die vierwöchige Wanderausstellung im Traidrtcasten stellte Ellen Ammann als Politikerin und Frauenrechtlerin vor, die neben vielen Neuerungen im Frauendasein auch das Jahrhunderte lang umstrittene Frauen-Wahlrecht und somit auch das Frauen-Heimatrecht durchgesetzt hat. „Ohne Ellen Ammanns todesmutigem Einsatz“, sagte dieser Tage eine bekannte Medienfrau unseres Bundesverbandes, „hätten wir bis heute noch kein Frauenwahlrecht.“

Dem kann man angesichts der Nachkriegspolitik und den heutigen schmerzhaften Einschränkungen wie fehlende Gleichstellung von Verdienst- und Rentensituation für Frauen, Gleichheit am Arbeitsplatz und in der Kirche u.v.a.m. nur zustimmen.

 

Jetzt gilt es, unseren 100. Geburtstag zu planen, und die zeitgenössischen Themen dazu rechtzeitig in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen. Lasst uns zum 100.sten den 95. Geburtstag noch toppen!                                                 Beate Bentele.

 

 

WIR VERKAUFEN NUR DIE SAMEN. SÄEN MÜSST IHR SCHON SELBER.

 

95 Jahre Frauenbund Diessen

Ein großes Fest von Frauen für Frauen – Landesvorsitzende Emilia Müller ist mittendrin

 

DIESSEN – Die Frauen sind aus allen Himmelsrichtungen in den Klosterhof geströmt. Sie sind aus Diessen gekommen, den Ortsteilen und von den Zweigvereinen des Katholischen Deutschen Frauenbundes, KDFB, aus der Nachbarschaft. 95 Jahre Frauenbund Diessen – eine Regionenmarke, die Geschichte und Zukunft in einem schreibt. Die Frauen aus Vorstand und Ausschuss haben über Monate für „ihr Geburtstagskind“ ein fulminantes Fest vorbereitet, das nahezu 200 Frauen aus voller Seele genossen haben. Begleitet von Pfarrer Josef Kirchensteiner mit einer erfrischenden Festansprache im Marienmünster, mit Münsterorganist Stephan Ronkov an der König-Orgel, mit Liedern, getragen von der Frauensinggruppe mit Sängerinnen aus Frauenbund und Mechthildisverein – und mit der Vorsitzenden des Bayerischen Landesvereins im KDFB, Staatsministerin a. D., Emilia Müller, die mit ihrer Herzlichkeit und ihrem politischen Hintergrund (seit 1984), selber auch Frauenbundfrau seit Jugend an, die Geburtstagsgesellschaft bewegte.

"Schon sehr lange haben wir keine so große Politikerin mehr in unserem Marienmünster begrüßen dürfen", eröffnet Diessens Pfarrer Josef Kirchensteiner das Fest im Diessener Barockjuwel. In seiner Ansprache berichtet der Pfarrer von Frauen beim Shopping: In einer Nobelboutique treffen sie einen Engel hinter der Ladentheke, der höflich nach ihren Wünschen fragt. „Einmal wollen wir bessere Ausbildung, dann interessieren wir uns für beste gesellschaftliche Bedingungen für Frauen, wir wollen gleichen Lohn für Frauen und Männer, die Mütterente, und dann wollen wir noch, dass Frauen in der Kirche mehr zu sagen haben …" –"Stopp", unterbricht der Engel: "Wir verkaufen hier nur den Samen, säen müsst ihr ihn schon selber."

VOM WACHSEN UND GEDEIHEN
Vor 95 Jahren hat Frauenbundgründerin Käthe Englaro den Samen in Diessen gesät – vieles sei seither gewachsen, betont Kirchensteiner und überreicht Emilia Müller ein Säckchen voller Samen als Symbol für die Kraft, die in dem Zukunftsmotto der Andacht und der Frauenbundarbeit allgemein steckt: "Wachsen und Gedeihen". Am Portal des Marienmünsters verabschieden Pfarrer und Ministranten die Kirchenbesucher mit kleinen Säckchen voller Samen. Sie sind von den Vorstandsfrauen in liebevoller Feinarbeit gefüllt und verschnürt worden. 200 Stück.

FARBIGE COCKTAILS
Nächste Station: Der Traidtcasten, wo es beim Sektempfang farbige Cocktails gibt, ein geniales Büffet mit Tortenträumen und Gourmet-Häppchen, alles haus- und handgemacht. Dazu lebhafte Begegnungen, gute Gespräche, Musik von der Frauenbund-Combo „Spätlese“, und der Austausch mit Bürgermeister Herbert Kirsch, Bezirksrat Josef Loy, Bundestagsabgeordnetem Michael Kießling und  natürlich mit Emilia Müller, die als Festrednerin mit ihrer 45 Minuten langen frauenbewegten, starken, kämpferischen Zusammenfassung des frauenbündlerischen Erbes von Gründerin Ellen Ammann (1870-1932) den vollbesetzten Traidtcasten in Spannung versetzt. Die große Gesellschaft folgt den Worten gespannt. Es war mucksmäuschenstill.

100 JAHRE FRAUENWAHLRECHT IN BAYERN
„Weder für uns Menschen noch für Vereine ist es ein Kinderspiel, 95 Jahre alt zu werden – und dann noch so lebendig zu bleiben wie Ihr Zweigverein", freut sich die Landesvorsitzende. Dies geschehe nur mit guter Pflege und mit dem Engagement aller Frauen. Auch die Entscheidung, mit einer Geburtstagsfeier nicht weitere fünf Jahre zu warten bis das Jahrhundert voll ist, „finde ich hervorragend. Der Zeitpunkt, ein klares Signal für die Bedeutung der Frauenbewegung – gestern, heute, morgen – zu setzen, könnte nicht besser gewählt sein."

Die Gründe: 2018 ist das Jahr, in dem Bayern 100 Jahre Frauenwahlrecht feiert. 2018 ist aber auch das Jahr, in dem der Frauenanteil bei der Bayerischen Landtagswahl auf 27 Prozent gesunken ist. Grund und Anlass, weiter zu kämpfen und Ressourcen zurückzuholen auf dem Polit-Parkett. 2018 äußert sich der Frauenbund ausgesprochen klar zum großen Reformbedarf in der Kirche.

"Dennoch", fährt Emilia Müller fort: "Der Frauenbund bleibt in Bewegung. Das ist nicht Kür, das ist Pflicht. – Als neue Landesvorsitzende und stellvertretende Bundesvorsitzende will ich die Attraktivität unseres Verbands stärken und unsere Aktivitäten sichtbar machen. Wir gestalten Gesellschaft, Politik und Kirche. Ohne Frauen, die sich vor Ort einsetzen, geht nichts. Seien sie stolz darauf, was sie bewegen – das spiegelt sich hier und heute bei ihrer Jubiläumsfeier deutlich wider!"

Wie schon im Vorfeld angekündigt, sollten alle Gäste miteinander feiern. Dankesworte und Ansprachen gab es keine, was den Ehrengästen auch gut gefallen hat. Zum Intro führte die Vorstandssprecherin des Diessener Frauenbundes, Sandra Perzul, durch die Historie und präsentierte die aktuellen Ziele und Einsatzbereiche des vielseitig tätigen Diessener Frauenbundes.
Beate Bentele.

Die Fotos zum Jahrhundertfest von Julian Leitenstorfer und Beate Bentele
könnt ihr in diesem Internet-Auftritt anschauen in der Bildergalerie vom 27. Oktober 2018 -
www.frauenbund-diessen.de/galerie

95 JAHRE FRAUENBUND ZWEIGVEREIN DIESSEN

Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

 

DIESSEN - Freude am Ammersee: Der Zweigverein Diessen im Katholi- schen Deutschen Frauenbund, KDFB, ist jung im Geist und hochbetagt an Jahren: 1923 als Zweigverein gegründet, steht das 95. Gründungsjubiläum am Samstag, 27. Oktober 2018 auf dem Programm. Festrednerin ist die Landesvorsitzende im KDFB Bayern und Vizepräsidentin im KDFB Bundes-
vorstand, Emilia Müller, ehemalige Staatsministerin für Bundes- und Euro-
pa-Angelegenheiten sowie Mitglied im Bayerischen Landtag.
[Bild rechts]

„Wir freuen uns sehr auf den hohen Besuch“, betont Diessens Frauenbund-Vorstandssprecherin Sandra Perzul und kündigt den Gottesdienst im Marienmünster zu Diessen an. Beginn 14 Uhr, Thema "Wachsen und Gedeihen". Zum Einzug erleben die Festgäste und Kirchenbesucher nach langer Pause noch einmal die historische Standarte, die Anny Schweizer (1. August 1898 - Herbst 1998) im Jahr 1922 für den 1916 gegründeten Frauenbund Diessen - St. Georgen, den Vorläufer des heutigen Zweigvereins, entworfen hat. Sie gehörte zur Diessener Zinngießer-Familie Schweizer, war Absolventin der Kunstakademie München und hat für Zinnfiguren-Entwürfe schon in jungen Jahren Preise bekommen.

Beim Kircheneinzug dabei auch die neue Standarte aus dem Jahr 2013, beide mit der „Mutter der schönen Liebe“ geschmückt. Dazu kommt der Mechtildisverein, der die Aufgaben des Frauenbundes in der Nazi-Zeit aufrechterhalten hat und heute noch aktiv ist in Gemeinschaft mit dem FB. Zum Gottesdienst erklingt auch das von Münsterorganist Stephan Ronkov neu vertonte Mechtildis-Lied, das an die Brotmutter von Diessen, die Selige Mechtild erinnert.

EIN FEST FÜR DIE SEELE
Die weltliche Feier im Traidtcasten, dem Festsaal in der ehemaligen Kloster-
ökonomie der Augustiner-Chorherren, ist eher unkonventionell - ohne Ehrenworte und Dankansprachen. Einzige Rednerin ist Emilia Müller, die über die Frauenbewegung heute spricht und Vorstandssprecherin Sandra Perzul skizziert die Stationen der Diessener Frauenbewegung. Danach wird fröhlich gefeiert mit Musik, Liedern, Einlagen der Faschingstruppe, Geselligkeit, Austausch und Information.

Für letztgenanntes steht die Wanderausstellung "Ellen Ammann (1870-1932): Pionierin, Netzwerkerin, Trendsetterin". Zur Ausstellung gibt es begleitende Berichte über Weggefährtinnen und Mitstreiterinnen von Ellen Ammann. Es sind dies Anita Augspurg (vorwiegend München, 1857-1943), Maria Zettler (Mering, 1885-1950) sowie Therese Ullrich (Sandau bei Landsberg, 1888-1981). Die Ausstellung eröffnet am Festtag, Samstag, 27. Oktober und kann dann besucht werden am Sonntag, 28. Oktober, Samstag, 3. November, Sonntag, 4. November, immer 11 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei, es gibt Kaffee.  Beate Bentele.

Unser Bild zeigt die Frauenbund-Standarten aus den Jahren 1922 und 2013, aufgenommen bei der Fahnenweihe vor fünf Jahren im Marie­n­münster zu Diessen. Den Entwurf nach dem Gnadenbild von Wesso­brunn, der „Mutter der schönen Liebe", gestaltete einst Anny Schweizer (1898-1998) aus der Künstler- und Zinngießer-Familie Schweizer. Mit dem gleichen Motiv ist die neue Standarte vom Team-Vorstand, gewählt 2009, in Auftrag gegeben worden. Als Maria Steinle im Wahljahr 2013 erneut den ersten Vorsitz übernahm, veranlasste sie die Weihe der mittlerweile fertiggestellten Standarte im Rahmen des 90. Gründungsjubiläums. Die Fahne – rechts im Bild – ist im Stil unserer Zeit von der Fahnenstickerei Eibl in Olching angefertigt worden. Gut erkennbar ist das Totenband, das Helmi Papesch gestiftet hat. Foto Beate Bentele.

 

 

FRAUENBEWEGUNG IM SPIEGEL DER ZEIT

DIE DIESSENER GESCHICHTE

 

DIESSEN - Bereits 1916 haben mutige Frauen am Ammersee den Katholischen Deutschen Frauenbund Diessen - St. Georgen gegründet. Für sie war es selbstverständlich: Von jedem Haus geht eine Frau in den Frauenbund. Davon können wir heute nur träumen ...

Bevor sich der Frauenbund Diessen-St. Geogen 1923 in den "Frauenbund Zweigverein Diessen" umwandelte, gründete Katharina Englaro - Mitarbeiterin im Pfarrhof - im Jarh 1921 zusammen mit Pfarrer Anton Hugo die Marianische Kongregation für Mädchen ab 18 Jahren. Neben ihrer Hauptaufgabe, der Marienverehrung, pflegten die jungen Frauen auch die Geselligkeit.

Schon ein Jahr später, 1922, weihten sie ihre Standarte, die Dank einer großartigen Klosterarbeit heute als Kunst-Textilie und schützenswertes Zeitdokument gilt. Sie zeigt auf der Vorderseite die "Mutter der schönen Liebe". Die Madonna im Strahlenkranz ist umrahmt von feinster Ornamentstickerei in Silber. Es ist ein Entwurf der Künstler-Persönlichkeit Anny Schweizer (1898-1998), die den Zauber und den Charme der Standarte verantwortet hat. Natürlich war sie auch Mitglied im heimischen Frauenbund und zeitenweise dessen Schriftführerin.

Zurück zu Katharina Englaro, die 1923 den Frauenbund umorientiert und in der Brauerei Span den heute noch aktiven Zweigverein Diessen gegründet hat. Sie wurde sogleich in das Mandat der ersten Vorsitzenden gewählt. Käthe, wie man sie kurz nannte, ist am 19. Juni 1889 in München geboren und am 4. Mai 1916 nach Diessen gezogen.

1934 haben die Nationalsozialisten die Frauenbünde verboten und die Auflösung der Zweigvereine befohlen. Deshalb haben die Frauenbündlerinnen damals kurzerhand den Mechtildisverein gegründet, weil örtliche Vereine - so steht es im Heimatbuch von Schwester Aquinata Schnurer  - gestattet waren, wenn sie selbständig, ohne Bindung an einen Landesverband nur ortsgebunden wirkten. So lebte der Frauenbund weiter und konnte um 1948 zu seiner ursprünglichen  Vereinsform zurückkehren. Geblieben ist auch der Mechtildisverein. "Seitdem gehen beide Vereine in treuer Verbundheit nebeneinander her", dokumentiert es Schwester Aquinata in ihrem Heimatbuch.

AUF FOTOGRAFIE-SUCHE
Auf der Suche, das 95-jährige Jubiläum des Diessener Frauenbundes, das am Samstag, 27. Oktober 2018 gefeiert wird, mit Fotos der Vergangenheit transparent zu machen, ist bisher nicht viel aufgetaucht. Deshalb bitten wir alle, die sich dem Frauenbund verbunden fühlen, in überlieferte Bücher, Fotoalben, Hefte, Tagebücher, Schuhschachteln (die oft jahrzehntelang unbeachtet auf Dachböden ruhen und  Schätze verbergen) reinzuschauen. Oft ist man überrascht, was da alles zutage tritt. 

A bissla was ham mr scho gfunden! Im Gemeinde-Archiv. Wer auch fündig wird, schaut bei unserer Mailbox vorbei oder schreibt uns unter info@frauenbund-diessen.de, wir melden uns dann umgehend. Ihr könnt auch gerne unter 08807.949100 anrufen.
Beate Bentele und Sandra Perzul.

 

 

OTTILIE SCHWEIZER UND IHRE iPADS

SO ALT WIE DER DIESSENER FRAUENBUND

 

DIESSEN - Sie haben eines gemeinsam: Sie sind beide 95 Jahre. Ottilie Schweizer, Seniorchefin der Zinngießerei Wilhelm Schweizer an der Herrenstraße 7 in Diessen, ist am 2. Oktober 1923 als Ottilie Handwerker in Buchloe auf die Welt gekommen. Der Katholische Frauenbund Diessen-St. Georgen ist 1923 im Span-Bräu als Zweigverein Diessen im Katholischen Deutschen Frauenbund, KDFB, neu gegründet worden. Somit konnte der Verein ortsgebunden weiterarbeiten, gehörte aber von Stund' an zum großen Netzwerk des Bayerischen Landesverbandes im KDFB.

Ottilie Schweizer sitzt in ihrer Küche hinter dem Zinnfiguren-Laden, "den ganzen Tag hört sie Radio Horeb", schmunzelt Schwiegersohn Jordi Arau, "da nehm ich ihr dann manchmal das rote iPad weg." "Des tuat mir nix", kontert Ottilie, "im Schlofzimmer ha i no amol ois." "Manchmal", stellt sie richtig, „geh' ich auch ins Internet, des hat mir der Jordi gezeigt."

Technisch bestens ausgestattet ist man im Hause Schweizer – dennoch: Es kommt schon noch besser. Obwohl mir Ottilie am großen Küchentisch mit Abstand gegenüber sitzt, hat sie - unbemerkt von mir - mein Stenogramm mit den Querverweisen und Pfeilen beobachtet, die notwendig waren, weil die Erinnerungen von Ottilie über ihre aktive Zeit im Frauenbund und über ihre Familie Schlag auf Schlag kamen.

"Wenn dein Zeitungsbericht so wird, wie das Durcheinander auf deinem Papier, dann wird's a rechter Sch....!" lacht sie und pariert punktgenau auf meine vorherige Frage, wie sie denn nach Diessen gekommen sei seinerzeit?  "Ja mit dem Auto!" Sie schmunzelt, weil sie natürlich weiß, dass ich auf ihre Familiengeschichte angespielt habe.

Bei einem großen Fest habe sie den Wilhelm Schweizer kennengelernt, den Zinngießer-Meister aus Diessen. Geheiratet haben sie 1954, 1955 kam Tochter Annemarie auf die Welt. Wilhelm, Jahrgang 1902, ist 1976 gestorben. Ottilie führte fortan das Geschäft.

Nächste Frage: Trotz vielen Aktivitäten im Diessener Frauenbund haben wir kein Eintrittsdatum von Ottilie gefunden - wohl ein Grund, dass sie nie wirklich geehrt worden ist. "Des weiss i scho", lacht sie schelmisch und erzählt, als die alte Tante Anna Schweizer (1857-1955) starb, sei die Anny Schweizer Schriftführerin im Diessener Frauenbund gewesen. Die Anny habe - der Einfachheit halber - einfach die Anna durchgestrichen und Ottilie drüber geschrieben, "aber wen interessiert denn das? Ich zahle bis zum heutigen Tage meinen Mitgliedsbeitrag höchst pünktlich."

OTTILIE: "ICH WAR ZWEITE VORSTANDSDAME"
Jetzt sind wir beim Thema. "Ich war eine zeitlang zweite Vorstandsdame, damals, als Josefa Hoiß und Elisabeth Gleixner erste Vorstandsdamen waren." Einige Jahre habe sie die Vereinsunterlagen auf ihrem Speicher aufbewahrt, weil man sie wegwerfen wollte. "Das musste ich doch verhindern!" Ihr Engagement war aber auch eng mit dem Fasching verbandelt, "da hat die Nandi Albrecht gesagt, 'du singst' und dann hat man gesungen."

Einmal sei sie als Karl Valentin aufgetreten, ein anderes Mal als Graf von Luxemburg mit Zylinder und weißem Schal. Der Zylinder habe damals den Max Weiher zum Bürgermeister gemacht, sie lacht herzlich, "im Fasching." (Später ist er es dann wirklich geworden. Anm. d. Red.) Dieser Zylinder ruht immer noch auf dem Speicher im Schweizer-Anwesen. - Wie unzählige Erinnerungen, die sich um den Diessener Frauenbund ranken, bei der Ottilie ruhen.
Text und Foto: Beate Bentele.

 

Das war Spitze!

Hintergründe und Geschich-
ten, Daten und Fakten zu 95 Jahre Frauenbund in Dies-
sen sind ein Mosaik aus vielen Bausteinen. Dafür bedanken wir uns bei

- Elke Ahrens-Ratz, Historikerin
  Leiterin Gemeinde-Archiv

- Dr. Gerlinde Wosgien, KDFB
  Landesverband Bayern

- Ottilie Schweizer, Zinngießerei
  Wilhelm Schweizer, seit 55
  Jahren im FB  Diessen

Archivalische Quellen | Literatur
Marktgemeinde Diessen, Archiv

Ellen Ammann - Eine intellektuelle Biographie, Bibliotheca Academica Ergon Verlag, 2017

Bemerkenswerte Frauen in und um Landsberg, herausgeg. Landkreis Landsberg, 2001

Heimatbuch des Marktes Dießen von Schwester Aquinata Schurer, 1976

Maria Zettler, Eine starke Frau lebt weiter in unserem Bewusstsein, herausgeg. Kath. Frauenbund Mering, 2004

Da wollen alle genau hinschauen:

Alles über die  Photographien in Schwarz und Weiss

Unsere zwei Photographien in Schwarz und Weiss aus den frühen Zeiten der Diessener Frauenbewegung sind mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Fundus der bekannten Diessener Fotografin Elli Jaschhof, die über Jahrzehnte Diessen im Bild festgehalten hat. Die historischen Aufnahmen werden ihrem Großvater zugeordnet, dem "Porträtle-Ma" Max Merz, der sein Enkelkind Elli auf dem Fahrrad zu vielen Fotoaufträgen mitgenommen hatte.

DIE THEATER-TRUPPE
Das erste Bild zeigt Mitglieder der 1921 gegründeten Marianischen Mädchenkongregation. Sie spielten jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag nach Pfingsten Theater für den Frauenbund. 1928 (Bild) waren sie mit der Aufführung von "Die Mühle im heimatlichen Grund" im Hotel Ammersee erfolgreich. Das fünfte Mädchen von links und stehend, dürfte Anny Schweizer (1898-1998) sein.

DIE MÄDCHEN KONGREGATION
Die Aufnahme unten zeigt ebenfalls die Marianische Kongregation für Mädchen. Ihrer Hauptaufgabe folgend, die Marienverehrung zu pflegen, beinhaltete auch eine Standarte. Die war nach den Entwürfen von Anny Schweizer 1922 fertiggestellt und wurde  im gleichen Jahr geweiht. Die Aufnahme entstand, so ist es überliefert, nach den Weihefeierlichkeiten. Rechts im Bild sitzt Präses Benefiziat Josef Schmuttermair. bb.

 

Unser Bild ganz oben zeigt Anna Schweizer (1857-1955). Es ist eine Bleistiftzeichnung, der Zeichner ist unbekannt.

Bild oben und links zeigt ihre "Nachrückerin im Frauenbund", Ottilie Schweizer (geboren 1923), die 1954 in die Zinngießerei Wilhelm Schweizer geheiratet hat und seit 1955 Mitglied im Diessener Frauenbund ist. Zeitenweise war sie auch zweite Vorstandsdame und Mitglied in der Theatertruppe des Frauenbundes.
Fotos [3] B.Bentele.