AUF DEN SPUREN VOM LECHHANSL
Albert Thurner, seit 2014 Bürgermeister der Gemeinde Vilgertshofen (mit Pflugdorf, Stadl, Issing, Mundraching) hat zum Jubiläumsjahr die Initiative ergriffen, Johann Baptist Baader aus der Versenkung wieder ins Licht der öffentlichen Wahrnehmung zu rücken. Der Maler ist in dem Roman „Die Wessobrunner“ (erschienen 1941) von Autor Peter Dörfler in die Ecke des Trunkenbolds und Taugenichts gerückt worden, der stets klamm war und für seine Zechen die Wirtshäuser ausgemalt hätte. „Davon stimmt gar nichts“, erklärte Thurner am Beispiel von Deckenfresken, Altarbildern, Portraits dass nur ein hochkarätiger Künstler solche Werke zu schaffen vermag. Außerdem sei er nicht nur Bergmüller-Schüler, sondern auch von seinen Studien in Italien geprägt, die ihm den Weg ins heitere Barock geöffnet haben.
Die sakralen Wirkungsstätten Baaders beweisen die Einflüsse italienischen Kunstschaffens, das er mit Können, Präzision und Leidenschaft vertreten hat. Außerdem habe er für alle Klöster der Region von Augsburg, Landsberg, Andechs, Rottenbuch, Steingaden und vor allem für Wessobrunn gearbeitet. Für das Augustinerchorherrenstift Polling unter Propst Franzicus Töpsl wurde Baader sogar zum bevorzugten Maler, für den er am Ende seiner Schaffenszeit die Ausgestaltung der Stiftsbibliothek Polling - den heute berühmten Bibliothekssaal mit den Konzertreihen - übernommen hatte. „Dieses aßergewöhnliche Gesamtwerk ist nur zu schaffen, wer überaus fleißig ist.“ Im Übrigen werde Baader in Darstellungen und Selbstbildnissen stets als gut gekleideter, vermögender Mensch dargestellt.
LECHHANSL'S HEIMAT
Die Frauen vom FB-Bezirk Diessen hörten Thurner vier Stunden lang bei tropischer Hitze zu. Unermüdlich folgten sie den Spuren des Lechhansls, beginnend bei dem kleinen Kirchlein in Lechmühlen, westlich von Mundraching und in direkter Nachbarschaft zum Lech. Es gehört zur Gemeinde Fuchstal im Landkreis Landsberg. Nahe des gelben Gotteshauses, das Tag und Nacht geöffnet ist und wo der Lechhansl fröhlich hinter der Türe hockt, befand sich sein Wohnhaus, das 1924 abgebrannt ist. Geboren ist der Lechhansl entweder in der ehemaligen Lenzenmühle oder in der Hößenmühle. Darüber besteht keine archivalisch belegte Gewissheit. Allerdings erlebten die Frauen bei ihrem Spaziergang durch Lechmühlen - wohl alle das erste Mal - einen Blick in den kleinen Ort, der von der lauten Ortsverbindungsststraße zur B 17 durchschnitten ist, als eine romantische kleine Siedlung mit klarem Quellwasser.
Vor der Kirche ist dem malenden Müllersohn auf einem Mühlstein eine Gedenktafel gewidmet, die an des Lechhandels Lebensmittelpunkt erinnert. Übrigens wurde Baptist Baaders kreative Gestaltungskraft früh erkannt und er ging als Gehilfe zum Augsburger Akademieprofessor Johann Georg Bergmüller (1688 – 1762), der den „Diessener Himmel“ geschaffen hat. Weil in Baaders Gehilfenzeit auch die Ausgestaltung des heutigen Marienmünsters fiel und der junge Baptist wohlwollend vom Meister behandelt wurde, könne man davon ausgehen, dass der Lechhansl auch beim Diessener Himmel mitwirkte. In welchem Umfang ist nicht bekannt. Seinen eigenen Stil entwickelte Baader erst nach seiner Italien-Zeit.
Weiter ging der Ausflug über die Pfarrkirche St. Johann Baptist in Stadl, die eine Besonderheit aus Baaders Schaffen birgt: Ein Heiliges Grab, dessen prächtige Kulisse jedes Jahr von Gründonnerstag auf Karsamstag den Chorraum der Kirche füllt. Es ist acht Meter hoch und sechs Meter breit und gilt als eines der interessantesten Werke von Baader. Außerdem ist es eine der qualitätsvollsten Heilig-Grab-Kulissen in Süddeutschland, erklärt der Historiker
EHEMALIGE PILGERHERBERGE
Die Wallfahrtskirche „Zur Schmerzhaften Muttergottes“ von Vilgertshofen gehört zu den bedeutendsten Kirchenbauten im Lechrain. Und das Altarbild, die Steinigung des Heiligen Stephanus, gilt als eines der besten Bilder des Lechhansls. Nur eine Ecke weiter hat Albert Thurner die Türen seines Wohn- und Elternhauses, dem ehemaligen Wirtshaus von Vilgertshofen, geöffnet. Hier betrachtete die Gruppe drei Fresken im Obergeschoss mit Themen aus dem Neuen Testament. Die Personen sind – wie auf vielen Baader-Gemälden – vermutlich Menschen aus der Nachbarschaft. Erkennbar an ihren Gewändern. Auftraggeber waren offenbar die Wessobrunner, weil das Anwesen ehemals als Pilgerherberge diente.
St. Margaretha in Issing ist eine Barockkirche ohne Stuck. Drei Jahre vor seinem Tode hat Baader freskiert und dabei bereits den Klassizismus mit „edler Einfalt und stiller Größe“ angedeutet. In den Fresken von Chor und Langhaus werden Glorie und Martyrien der „Heiligen Drei Madl“ Margaretha, Katharina und Barbara gezeigt. Zum Abschluss öffnete Kirchenpfleger Konrad Erhard die Pforte von St. Johann Baptist, der alten Kirche in Rott, deren Altarbild für einen echten Baader etwas düster ist und Johannes den Täufer zeigt. Es entstand 1797. 1780 ist der Lechhansl gestorben.